Biografie

Franz Schnei wurde am 19. Oktober 1901 als Carl Franz Schneider in St. Johann geboren.
Der Vater, Christian Schneider, war Schreiner und Restaurator, und betrieb am St. Johanner Markt ein Antiquitätengeschäft. Bei ihm in der Werkstatt erhielt der junge Franz den ersten Zeichenunterricht. Den Entschluß Künstler zu werden, fasste Schnei als Vierzehnjähriger, als er eine Zeichnung des Saarbrücker Malers Otto Weil, der zusammen mit Schneis Vater im Lazarett lag, zum Rahmen bringen sollte.

Die Berufspläne des Sohnes stießen bei Schneis Eltern nicht auf Wohlwollen; diese hatten für den Sohn eine Laufbahn als Beamter vorgesehen.
Die Lehre als Plakatmaler und Dekorateur ist wohl als Kompromiß zwischen dem Berufswunsch des Sohnes und den Bedenken der Eltern, was den "Broterwerb" als Künstler angeht, zu sehen.

Die Diskrepanz zwischen "freiem" künstlerischem Schaffen und der Notwendigkeit den Lebensunterhalt zu sichern, beherrschte das ganze Leben von Franz Schnei.
Einer Tätigkeit nachzugehen, die ihrer Art nach künstlerischer Natur war, war die naheliegende Lösung des Problems.

Die handwerklichen Fähigkeiten verfeinerte Franz Schnei durch den Besuch an der Kunstgewerbeschule in Trier (1919/20) und ein Studium an der Akademie für angewandte Kunst in München bei Prof. Julius Diez (1922).

In der Folgezeit arbeitete Franz Schnei als Reklamechef einer Saarbrücker Werbeagentur.1925 heiratete er Eugenie Hertel, 1926 wurde der Sohn Günter geboren.

1925 heiratete er Eugenie Hertel, 1926 wurde der Sohn Günter geboren (im Zweiten Weltkrieg in Rußland vermisst).
Die Ehe war wohl alles andere als glücklich; daher siedelte Franz Schnei Ende 1926 nach Neunkirchen über, wo er bis 1935 als Leiter der Reklameabteilung der Kaufhäuser Jos. Levy Wwe. Neunkirchen und Friedrichsthal arbeitete.

Ein wesentlicher Aspekt in Schneis Leben war seine politische Haltung und Betätigung.
1920 war Schnei Mitglied der Kommunistischen Partei geworden; wohl als Folge des Erlebens der Zeit des Ersten Weltkriegs.

In der Zeit vor der sog. Saarabstimmung, in der die saarländische Bevölkerung über die Zugehörigkeit zu Deutschland abstimmen sollte, was ab 1933 Zugehörigkeit zu Hitler-Deutschland bedeutete, setzte sich Franz Schnei aktiv für den sog. Status Quo ein.
Status Quo bedeutete, daß das, damals sogenannte, Saargebiet zunächst weiter unter der Verwaltung des Völkerbundes bleiben sollte, bis zu einer weiteren Abstimmung nach veränderten politischen Bedingungen.

Wie allgemein bekannt sein dürfte, entschied sich die Saarbevölkerung allerdings zu 98% für die Devise "Heim ins Reich". Kurz bevor die Nazis nun auch die Regierungsgewalt im Saargebiet übernahmen, verließen viele bekannte Gegner des Nationalsozialismus das Saargebiet, darunter Franz Schnei. Durch einen glücklichen Umstand wurde es ihm erlaubt, sich zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Friedl, geb. Kahlstadt, nahe der Heimat, in Metz, niederzulassen.

Nach der militärischen Niederlage Frankreichs im Zweiten Weltkrieg geriet Schnei bald in die Fänge der Gestapo. 1941 wurde er in Frankreich verhaftet und nach Deutschland zurückgebracht.
Von 1941 bis 1945 war er politischer Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen. Nach der Evakuierung des Lagers wurde er, wie einige andere auch, überraschenderweise während des sog. "Todesmarschs" aus der Haft entlassen.
In der Folgezeit war er politisch in Freyenstein in der SBZ tätig, wohin er seine Frau Friedl und den 1938 geborenen Sohn Dieter nachkommen ließ. Dem Wunsch in die Heimat zurückkehren zu dürfen, stimmten die sowjetischen Besatzungsbehörden nicht zu, so daß die Familie 1947 in einer "Nacht- und Nebelaktion" aus der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) flüchten musste.

Ein weiterer wesentlicher Punkt in der Biografie Franz Schneis war seine Bekanntschaft mit Pablo Picasso.

1949 war Schnei saarländischer Delegierter beim Weltfriedenskongreß im Salle Pleyel in Paris.
Hier lernte er u.a. Picasso kennen, dessen Werk ihn schon seit langem beeindruckte.

1953 begab sich Schnei in den heute weltberühmten Töpferort Vallauris, in dem Picasso seit einigen Jahren arbeitete. Picasso erkannte Schnei sofort wieder und empfahl ihm, es auch einmal mit Keramik zu versuchen. Zwischen 1953 und 1955 hielt sich Schnei jeweils mehrere Monate in Vallauris auf, um dort zu arbeiten.

Ebenfalls auf Empfehlung von Picasso nahm Schnei 1955 in Cannes an der Exposition Internationale "Les Chefs-d´oeuvre de la céramique moderne" (Internationale Ausstellung von Meisterwerken der modernen Keramik) teil, und hier wurden seine Arbeiten mit einer Goldmedaille (Diplome de medaille d´or) ausgezeichnet.

Auf einen interessanten Aspekt im Verhältnis Schnei - Picasso wies Prof. Wilhelm Weber anläßlich einer Ausstellung zum 85. Geburtstag Schneis hin: wahrscheinlich regten Schneis Linolschnitte Picasso dazu an, selbst (wieder) in dieser Technik zu arbeiten.

Prof. Wilhelm Weber schrieb anläßlich des 85. Geburtstages von Franz Schnei u.a. folgendes:
„Picasso interessierte sich vor allem für Schneis meisterhafte Linolschnitte. Der geniale Druckgraphiker Picasso hatte jahrzehnte hindurch die verschiedensten Techniken der Radierkunst, ab 1945 auch die Lithographie für Meisterwerke seiner Druckkunst eingesetzt. In Vallauris fand es Picasso hinderlich, daß er die Radierplatten und Lithosteine zum Abdrucken von Blättern immer wieder nach Paris schicken und die Ergebnisse abwarten mußte. Die Linolschnitte von Franz Schnei wiesem dem Ungeduldigen einen Ausweg aus dem Dilemma. (...) Ab 1955 schnitt Picasso zur Freude von Franz Schnei seine „Toros“ in Linol, - für Plakate und Auflageblätter. Erfinderisch wie er war, entwickelte Picasso ein Verfahren, mit dem er farbige Drucke von einer einzigen Linolplatte abziehen lassen konnte. Woran ihm vor allem lag: die Abzüge sofort nach dem Linolschneiden sehen und kontrollieren zu können. Wer spricht heute noch davon, daß Franz Schnei Picasso eine wichtige technische Hilfestellung gegeben hatte und ihm das Linolschneiden zur Freude werden ließ?“

André Villers, ein Freund Schneis aus gemeinsamen Vallauriser Tagen und heute ein weltberühmter Fotograf, hält laut Peter Riede die Webersche These für durchaus plausibel, da Picassos Plakate dieser Zeit (vor allem zu den Themen „Stierkampf“, „Exposition“, ect.) in Linolschnitttechnik ausgeführt sind. Auch an gemeinsame Arbeitstage von Picasso und Schnei in der Keramikwerkstatt kann Villers sich erinnern; lieber erinnert er sich aber an die gemeinsamen Abende in der Gastschänke von M. und Mme. Charlet, die er in Fotografien dieser Zeit festgehalten hat. Eines dieser Fotos zeigt in dem Buch „Picasso dans l´oeil de Villers“ u.a. Picasso, Schnei und den Torero Minouni aus Nimes in gemütlicher Runde in der erwähnten Gaststätte. Andere Fotos Villers zeigen Schnei in Vallauris. Schnei selbst widmete Villers 1954 eine Zeichnung („pour mon ami „Dede“ Villers“), die einen Fotografen, vielleicht ein Porträt Villers, zeigt.

Nun wurde man auch in der Heimat auf den Künstler aufmerksam. 1957 fand im Museum der Stadt Homburg eine erste große Einzelausstellung Franz Schneis statt; weitere sollten folgen.

Ab 1960 befasste der Künstler sich schwerpunktmäßig mit großformatiger Wandgestaltung. Das erste realisierte Projekt war die Gestaltung der Eingangshalle und des Restaurants im Stadtbad Neunkirchen. Weitere Arbeiten in Neunkirchen und Umgebung zeigen das hohe künstlerische und handwerkliche Können von Franz Schnei.

1971 verstarb Franz Schnei in einem Sanatorium in Nonnweiler.